Mehr als Straßenbahnen
Bus fahren können wir auch noch!
Wenn man an den Nahverkehr in Rostock denkt, dann fallen den meisten sicherlich als allererstes unsere Straßenbahnen ein. Aber zu unserer blauen Flotte gehören natürlich auch Busse. Aktuell betreiben wir 22 Buslinien in Rostock. Der Bus-Fuhrpark besteht aus 70 Fahrzeugen. Wir erzählen Ihnen, wie alles begann.
Mit dem Bus an den Strand
Der 1. August 1926 war der Geburtstermin des Busverkehrs in der Hansestadt Rostock. Die ersten Busse fuhren vom Blücherplatz (heute Universitätsplatz) nach Warnemünde. Denn auch vor 95 Jahren wollten die Rostockerinnen und Rostocker natürlich eines: Den Sommer im Ostseebad genießen und schnell zum Baden an den Strand fahren. Natürlich kam die Verbindung ins Rostocker Stadtzentrum auch den Warnemünderinnen und Warnemündern sehr gelegen. Zum Einsatz kamen hier vier 3-achsige Büssing-Omnibusse. Die waren flott unterwegs und schafften die Strecke in einer halben Stunde.
Foto: Eröffnung der ersten Buslinie mit Büssing-Omnibussen, 1926 (©Nahverkehr Rostock)
Vier Jahre später, 1928, fuhren die Büssing-Omnibusse auf den ersten Stadtbus-Verbindungen innerhalb Rostocks. Zur Vergrößerung des Fahrzeugparks erwarb die RSAG 6 gebrauchte VOMAG-Omnibusse. Diese sahen, für heutige Verhältnisse etwas ungewöhnlich aus, denn der Fahrer saß teilweise in einem kastenartigen Vorbau halb über dem Motor.
Um die ganzen Fahrzeuge abstellen und warten zu können, erhielt das Betriebsgelände in der Fahnenstraße 1928/29 eine Busabstellhalle und eine Werkstatt.
Tanken mit Holz
Spannende technische Entwicklungen brachte in den 30er Jahren eine neue Antriebsform hervor, den Holzgasgenerator. 1935 wurden vier bereits vorhandene Omnibusse auf Holzgasbetrieb umgestellt. Bis 1938 folgten weitere Holzgasomnibusse aus der Waggonfabrik Wismar, sodass letztendlich 15 Busse dieser Art bis in das Jahr 1957 verkehrten. Damit hatte Rostock tatsächlich die meisten derartigen Fahrzeuge in ganz Deutschland in seinem Bestand.
Zum „Auftanken“ der Holzgasomnibusse entstand 1935 im Depot Fahnenstraße eine Holzgastankstelle. Nach dem Einsatz durchfuhr jeder Holzgasbus diese Halle, der Holzgasgenerator wurde durchgespült und etwa 18 Säcke trockenes, in kleine Würfel geschnittenes Holz wurden für den nächsten Tag zugeladen.
Foto links: Parade der Holgasbusse auf dem Betriebshof in der Fahnenstraße, 1936 (©Rostocker Nahverkehrsfreunde)
Foto rechts: Letzter Holgasbus am Schröderplatz, 1955 (©Rostocker Nahverkehrsfreunde)
Mit dem Ikarus durch Rostock
Im zweiten Weltkrieg und danach kam der Busverkehr zum Erliegen. Nach Kriegsende wurden alle einsatzfähigen Fahrzeuge beschlagnahmt. Erst ab Juli 1949 gab es wieder einen regelmäßigen Omnibusverkehr in Rostock.
In den 50er Jahren wurden neue Omnibusse von der jungen volkseigenen Industrie, zur Verbesserung des öffentlichen Personenverkehrs, geliefert. Von da an waren Busse der Typen Ikarus 601, Ikarus 620, H6B, Doppelstockbusse vom Typ Do56 und Ikarus 66 in der Hansestadt unterwegs. Die Warnemünder Linie wurde vor allem durch die Doppelstockbusse geprägt.
Die Ikarus-Typen 601 und 620 erlangten in Rostock allerdings keine große Bedeutung, sie verschwanden bereits 1967 wieder aus dem Stadtbild. Dagegen erfreuten sich der H6B, aus dem Fahrzeugwerk Werdau und der Ikarus 66, großer Beliebtheit. Grund dafür waren technische Modernisierungen wie z.B. die Lenkhilfe, die hydraulische Kupplung und die neue Türschließeinrichtung.
Von 1960 bis 1969 wurden weitere Busse des Typs Ikarus 66 aus Ungarn beschafft, der so zum dominierenden Bustyp in Rostock wurde. 1974 kamen dann die ersten modern gestalteten Ikarus-Busse der Typenreihe 200. Im Jahr 1979 wurde eine große Stückzahl sowjetischer Omnibusse des Typs LIAS 677 gekauft. Sie wurden zum Ersatz der nunmehr überalterten Ikarus 66 beschafft, schieden aber bereits 1986 wieder aus dem Dienst.
Foto oben links: Parade der H6B-Busse in der Fahnenstraße, 1955 (©Rostocker Nahverkehrsfreunde)
Foto oben rechts: Bus des Typs H6B, 1960 (©Rostocker Nahverkehrsfreunde)
Foto unten links: Doppelstockomnibusse in der Ulrich-von-Hutten-Str., 1962 (@Nahverkehr Rostock)
Foto unten rechts: Bus des Typs Do56 auf der Stadtautobahn, 1963 (©Rostocker Nahverkehrsfreunde)
Foto oben links: Ikarus 66 auf dem Betriebshof in der Fahnenstraße, 70er Jahre (©Rostocker Nahverkehrsfreunde)
Foto oben rechts: Ikarus 280 in der Bertolt-Brecht-Straße, 1980 (©Klaus Reichenbach)
Foto unten links: Ikarus 280 in Marienehe, 1992 (©Rostocker Nahverkehrsfreunde)
Foto unten rechts: LIAS 677 in Lütten Klein, 1981 (©Rostocker Nahverkehrsfreunde)
Mit Barrierefreier Mobilität und Busspuren zu mehr Attraktivität
1990 – alles war im Umbruch, auch bei der RSAG. Innerhalb von 2 Jahren halbierten sich die Fahrgastzahlen. Um die ältesten Ikarusbusse abzulösen, erwarb die RSAG einige gebrauchte Busse aus Remscheid und Kiel. 1991 wurden erstmals Niederflurbusse eingesetzt. In den Folgejahren stieg der Anteil an Niederflurbussen kontinuierlich, sodass 1997 der letzte Einsatz eines Ikarus erfolgte. Denn genau wie bei den Straßenbahnen setzte die RSAG auf möglichst barrierefreie Mobilität.
Foto: Niederflurbus des Herstellers MAN auf der Linie 37, 1996 (©Rostocker Nahverkehrsfreunde)
Wo es möglich war, richtete man für die Busse gesonderte Busspuren ein, was sich positiv auf Betriebsstabilität und Pünktlichkeit auswirkte. Das steigerte die Attraktivität des Nahverkehrs erheblich. Zum Ende der 90er Jahre dominieren vor allem die Gelenkbusse der Hersteller MAN und Mercedes, bei den Solobussen noch ergänzt durch Neoplan-Busse.
Hybridbusse im Test
Durch den Netzausbau der Straßenbahn übernahm der Busverkehr in den folgenden Jahren mehr und mehr die Rolle als ergänzendes Verkehrsmittel und Zubringer zur Straßenbahn. Im Industriegebiet Schmarl entstand 2001 ein neuer Busbetriebshof mit einer modernen Werkstatt, der die Aufgaben der Busabstellanlage Lütten Klein und des Betriebshofes Hamburger Straße übernahm.
2003 gingen die ersten Omnibusse vom Typ „Citaro“ des Herstellers Mercedes- Benz in Betrieb. Diese Busse verfügen über eine besonders große Mehrzweckfläche, um ausreichend Kapazität auf den Buslinien, durch den im Herbst 2003 eröffneten Warnowtunnel zu ermöglichen. 2009 und 2010 beschaffte die RSAG erstmals wieder Omnibusse des Herstellers MAN vom Typ „Lion‘s City“. Diese beiden Bustypen bestimmen bis heute das Bild auf Rostocks Straßen.
Foto links: MAN-Bus auf dem RSAG-Betriebshof Hamburger Straße, 2017 (©Joachim Kloock)
Foto rechts: Bus-Typ Mercedes Benz Citaro in Lütten Klein Zentrum, 2018 (©Joachim Kloock)
Nicht bewährt hat sich dagegen der Einsatz von kleineren Bustypen. Diese waren für wenig frequentierte Linien eingeplant. Gemeint sind die Midi-Busse in den 90er Jahren oder ab 2008 Kleinbusse des Typs „Sprinter“ der Firma Mercedes-Benz.
Foto: Mercedes Benz Sprinter, 2009 (©RSAG)
Auch die Ära der 2011 angeschafften hochmodernen Hybridbusse von Mercedes-Benz währte nur kurz: 2013 wurden alle 5 Busse in normale Dieselbusse gewandelt, da die zugesicherte Verfügbarkeit im Liniendienst nicht erreicht werden konnte.
Erste Stadt mit Notbrems- und Abbiegeassistenzsystem in Stadtbussen
Seit 2019 kommen neue Niederflurbusse der Mercedes-Tochter Evobus zum Einsatz, die erstmals mit einem Notbrems- und Abbiegeassistenzsystem ausgestattet sind. Rostock gehörte damit zu den ersten Städten in Deutschland, in der Stadtbusse mit solchen Assistenten unterwegs sind. 2020 kamen fünf neue überlange (knapp 20 Meter) Diesel-Busse der Marke Mercedes Benz CapaCity hinzu. Generell investiert die RSAG jedes Jahr in neue Busse, damit Busfahren in Rostock noch bequemer und umweltfreundlicher wird.
Fotos: Mercedes Benz CapaCity, 2020 (©RSAG)
Ein neues Zeitalter bricht an
Nach zahlreichen Tests startet 2021 das Zeitalter der Elektrobusse in Rostock: Voraussichtlich im Herbst werden zwei neue vollelektrische IVECO E-WAY 12-Meter-Standardbusse der Iveco Magirus AG aus Ulm auf der Buslinie 37 in Warnemünde unterwegs sein.
Mit der RSAG auf Zeitreise
Die RSAG-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind wahre Zeitzeugen. Für den Einblick in der Bustypen bei der RSAG bedanken wir uns bei
den Rostocker Nahverkehrsfreunden und
Beate Langner
(Pressesprecherin/ Unternehmenskommunikation)